Erläuterungen
Auf der Suche nach einem Begriff für das Zusammenspiel aus gesellschaftlichen Regeln, Werten, Sprache, Institutionen und erlernten Umgangsformen - all dem, was oft unausgesprochen definiert, was „normal“ ist, wer dazugehört, und wie jemand funktionieren soll.
Auf der Suche nach einem Begriff für ein Ordnungs- und Bewertungssystem, das auf verschiedenen Ebenen wirkt - individuell, kulturell, institutionell, sprachlich.
Habe ich mich auf folgende Begriffe festgelegt.
Hier erkläre ich, was ich meine, wenn ich diese Worte verwende:
🟠 Deutungskultur
Wie Bedeutung erzeugt wird – wer gehört wird, wessen Perspektive zählt.
Unsere Deutungskultur prägt, wie wir erzählen, bewerten, helfen – und wem wir glauben.
Der Begriff stammt aus der Soziologie und Kulturwissenschaft, u. a. bei Clifford Geertz.
Ich verwende ihn, um aufzuzeigen, wie gesellschaftlich entschieden wird, welche Perspektiven als gültig gelten – und welche übergangen werden.
🟠 Normalitätskultur
Was als „normal“, „zumutbar“ oder „funktional“ gilt – oft unhinterfragt, aber tief verankert.
Diese Kultur schafft Erwartungen, an denen Menschen gemessen – und manchmal übersehen – werden.
Der Begriff wird in den Disability Studies und der Inklusionspädagogik verwendet.
Ich verwende ihn, um jene unsichtbaren Normen zu beschreiben, die bestimmen, wer als „funktional“ gilt – und wer aus dem Raster fällt.
🟠 Normative Ordnung
Die gesellschaftlichen Maßstäbe, die festlegen, wie ein Mensch zu sein hat.
Sie entscheidet mit, wer als tragfähig gilt – und wer nicht vorgesehen ist.
Ein etablierter Begriff in Soziologie, Rechtswissenschaft und politischer Theorie (u. a. bei Jürgen Habermas).
Ich verwende ihn, um auf die Wirksamkeit sozialer Erwartungen hinzuweisen, die tief in Strukturen eingebettet sind.
🟠 Ordnung der Dinge
In Anlehnung an Foucault:
Wie Wissen, Normen und Abweichungen organisiert – und legitimiert – werden.
Diese Ordnung beeinflusst, was als wahr, notwendig oder abweichend gilt.
Michel Foucault prägte diesen Begriff in seinem gleichnamigen Werk („Les mots et les choses“, 1966).
Ich greife ihn auf, um zu beschreiben, wie gesellschaftliches Wissen entsteht – und wer davon ausgeschlossen wird.
🟠 Ordnungslogik
Ein Begriff, den ich selbst verwende:
Das Zusammenspiel aus institutionellen Strukturen, Sprache, Haltung und Zuschreibungen.
Diese Logik entscheidet, wie Hilfe aussieht, wer gehört wird – und wer durchs Raster fällt.
Der Begriff ist in der Fachliteratur nicht fest definiert.
Ich verwende ihn, um die verborgenen Mechanismen sichtbar zu machen, die darüber entscheiden, wer als unterstützenswert gilt – und wer nicht eingeplant ist.
🟠 Soziale Grammatik
Wie im Sprachsystem gibt es auch im Sozialen Regeln:
Was darf gesagt, gefühlt, gefordert werden – und von wem?
Diese Grammatik strukturiert unser Miteinander – oft unausgesprochen, aber wirksam.
Angelehnt an Konzepte aus der Soziolinguistik und Gender-Theorie, etwa bei Judith Butler.
Ich nutze den Begriff, um jene stillen Spielregeln zu benennen, die unser soziales Sprechen und Schweigen formen.
🟠 Soziale Matrix
Das unsichtbare Netz aus Erwartungen, Rollen und Zuschreibungen, in das wir eingebettet sind.
Ich verwende diesen Begriff, um zu zeigen: Verhalten ist nie isoliert – sondern steht immer in Beziehung.
Verwandt mit Konzepten aus der systemischen Therapie und Soziologie.
Ich nutze ihn poetisch und analytisch zugleich – um deutlich zu machen, dass individuelle Erfahrungen immer Teil eines größeren Zusammenhangs sind.